Nachmittagskonzert am Sonntag

Das Bochumer Zither Orchester zu Gast in St. Ewaldi

Zither im Revier? Was heutzutage oft Verwunderung auslöst, war einst allgegenwärtig. Durch sein starkes Engagement löste Herzog Maximilian von Bayern ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts den rasanten Aufstieg der Zither zum Modeinstrument des Adels und des Bürgertums aus, der sie schließlich hinaus in die gesamte Welt führte. Bei ihrer Verbreitung hierzulande stellte der von starker Zuwanderung von Arbeitern geprägte „Goldene Westen“ allerdings eine Besonderheit dar. Zur guten Kameradschaft der Bergmänner gehörte unter anderem die Feierabendmusik und auch die vielfältigen Musikvereine prägten die Kultur im Revier. Daher wies der Ballungsraum Ruhrgebiet in der Zeit um die Jahrhundertwende 1900 wohl die deutschlandweit größte Dichte an Zithermusikvereinen auf.
In diesem Kontext steht die Gründung des „Zitherclub Alpenrose zu Langendreer“ im Jahr 1894. Entscheidend für das Bestehen bis heute, als letztes Vereinsorchester seiner Art in ganz NRW, ist die Entwicklung des Orchesters in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Durch eine nachhaltige Jugendarbeit, die Öffnung für sämtliche Musikstilrichtungen und die Verpflichtung von professionellen Musikern als Dirigenten wurden fortwährend neue Impulse gesetzt. Auch weil das Einzugsgebiet der Spieler inzwischen überregional ist, erfolgte im Jahr 2002 eine Umbenennung in „Bochumer Zitherorchester“. Einen Verein nun über 125 Jahre so erfolgreich erhalten können spricht für den Gemeinschaftssinn, die Freude an der Musik, die Harmonie innerhalb des Vereins, die Bereitschaft zur intensiven Probenarbeit und die Bereitschaft, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen. In der pandemisch schwierigen Phase konnte mit der Nutzung eines besonderen digitalen Probenformates die Freude am gemeinsamen Musizieren aufrechterhalten werden. Für ein weiteres Fortbestehen muss es aber gelingen, mehr und vor allem junge Menschen in dieser Region wieder zum Erlernen dieses Instrumentes zu begeistern. Bereits gelungen ist es, im Jahr 2022 erneut einen professionellen Dirigenten für die Arbeit mit dem Orchester zu begeistern. Christian Wilke studierte Musikwissenschaft, Musiktheorie und Schulmusik. Er erhielt zudem eine Ausbildung als Sänger, Chorleiter und Saxophonist. Derzeit ist er unter anderem Leiter zahlreicher Ensembles und Chöre in der niederrheinischen Region.

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